Alles eine Frage der Haltung?
An was denkst du, wenn du an die Marke Fleurop denkst? Ich habe sofort Blumensträuße, besondere Anlässe, wie Mutter- & Valentinstag, sowie das Gefühl “Jemand hat an mich gedacht” im Kopf. Und genau um dieses Gefühl ging es auch bei unserem Training – nur andersrum: Wie denken wir eigentlich über Menschen? Welche Ausdrücke und Formulierungen nutzen wir alltäglich? Und welche Haltung steckt dahinter?
Unser Netzwerk hat gekocht: Layla Bürk. Ja, genau die Layla Bürk (du hast richtig gelesen!) kam Ende Juli mit einer Anfrage um die Ecke und hat gemeint: “Dominik, ich nehme dich mit nach Berlin. Fleurop möchte mich für ein zweitägiges Training buchen und ich will dich dabei haben.” Die Gelegenheit kann ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Also haben wir uns hingesetzt und ein spannendes Training konzipiert: Vielfalt & Kommunikation – Alles eine Frage der Haltung? Zwei Tage zusammen mit einem tollen Mix an Menschen aus Lager, Büro und Führungsebene. Und genau deswegen sage ich es auch mit Stolz: Es waren keine zwei Tage Seminarmief, sondern ein echtes miteinander arbeiten und reflektieren.
Warm werden: Der kleine Stern
Wir haben nicht mit Folien gestartet, sondern mit einem Stift: Jede Person malt eine Sternspitze und schreibt etwas rein, das sie besonders macht – in die Mitte kommt das, was alle verbindet. Klingt simpel, ist aber Gold wert: Wir sehen Unterschiede und Gemeinsamkeiten – beides gleichzeitig, ohne Wettbewerb. Das öffnet Räume, in denen man sich traut, ehrlich zu sprechen. Und zeigt allen Teilnehmenden: Kommunikation ist die Basis und auch der Schlüssel zueinander.Hinschauen lernen: Privilegien & Startbedingungen
Dann wurde es ernst. Nicht schwer, aber ehrlich. Im Privilege-Walk (und in der Auswertung) haben wir unsere Startbedingungen mal genauer angeschaut: Zugang, Vertrauen, Zuschreibungen. Privilegien machen niemanden schuldig. Aber sie wirken und das oft unsichtbar. Ein gemeinsames Vokabular hilft, über Strukturen zu sprechen statt über „gute“ oder „schlechte“ Menschen. Genau dort beginnt Veränderung: wenn wir uns selbst und die Positionierungen anderer ehrlich in den Blick nehmen. Und ja, wir stoßen dabei an Grenzen. Als ich einen Teilnehmenden fragte: „Kannst du dich in einen queeren Mann hineinversetzen?“, kam die ehrliche Antwort: „Leider nicht.“ Das war kein Problem, sondern ein Anfang. Ich konnte ihm zur Seite stehen und die für ihn unbekannte Perspektive mit Leben füllen.
Sprache, die wirkt (ob wir wollen oder nicht)
Ein Schwerpunkt: Unsere Sprache. „Die Flüchtlinge kommen“ vs. „Menschen auf der Flucht“. Das erste reduziert, das zweite erkennt Menschlichkeit an. Wichtig dabei: Wir haben keine Sprachpolizei gespielt, sondern wir haben Wirkung betrachtet. Wie prägen Wörter, Bilder und Witze unsere Entscheidungen im Alltag? Und was heißt das für interne Mails, Stellenausschreibungen, Marketingtexte, den Kontakt miteinander? Spoiler: sehr viel.
Still diskutieren, laut denken
Eines meiner Lieblingsformate ist die Stille Diskussion: Fragen hängen im Raum und statt zu sprechen, schreiben alle und reagieren schreibend aufeinander. Keine Dominanz durch Lautstärke, keine „ich sag’s mal schnell“-Monologe. Plötzlich werden leise Stimmen laut, Nuancen bleiben stehen, und man hat Zeit, Gedanken zu Ende zu denken. Ergebnis: Klarheit ohne Krawall. Wichtig hierbei zu beachten ist jedoch: Wenn Menschen Schwierigkeiten haben zu schreiben (sei es aufgrund von Sprachbarrieren, Lese-Rechtschreib-Schwächen oder anderen Gründen), ist es wichtig, dass die Personen, die die Übung anleiten, begleitend zu Seite stehen. Mitlaufen, Vorlesen, Schreiben – all das kann kompensiert werden.
Fakten checken, Bauchgefühl behalten
In einem interaktiven Quiz (alle hatten ihr eigenes Handy dabei und konnten darauf mitraten) zum Thema Antisexismus haben wir Mythen entzaubert (“Frauen sind von Natur aus schlechter in Mathe” – NEIN!), Begriffe geschärft (Geschlecht ≠ Gender) und auf Daten geschaut (“Wusstest du, dass Stand 2024 rund die Hälfte der Frauen in Teilzeit angestellt sind, während es bei Männern nur ca. 13% sind?!”), ohne Menschen aus dem Blick zu verlieren. Inhaltlich super wichtig und auch emotional nicht egal! Diese Balance aus Kopf und Herz macht Trainings nachhaltig: Verstehen schafft Verantwortung, nicht Abwehr. Besonders berührt hat mich die Reaktion darauf, dass ich als Mann den Teil zu Antisexismus angeleitet habe. Ich hab’s direkt angesprochen: „Vielleicht wundert ihr euch, dass ausgerechnet ich über Sexismus spreche.“Ich saß ein paar betretenen Blicken, vorsichtigem Nicken und leicht irritierten Augen gegenüber. Dann habe ich erklärt: Layla und ich haben das bewusst so entschieden. Als Verbündeter nutze ich meine Position, benenne strukturelle Ungleichheiten und setze mich aktiv dagegen ein. Und mir ist wichtig: Auch wenn Frauen nicht alleine von Sexismus getroffen sind, müssen nicht immer diese auch die Aufklärungsarbeit leisten. Verantwortung tragen wir alle.
Was bleibt? Vier greifbare Moves für den Alltag
1. Wortwahl bewusst machen
Bevor du Botschaften sendest: „Wie wirkt das, was ich sage? Wen schließe ich aus? Wen meine ich mit?“ Kleine Änderungen, große Wirkung.
2. Gendergerechte & inklusive Formulierungen nutzen
Wo’s passt: neutral formulieren (Team, Kollegium, Mitarbeitende). Und: Selbstbezeichnungen respektieren.
3. Feedback zu Sprache normalisieren
Hinweise nicht als Angriff verstehen, sondern als Geschenk. Das ist Team-Sport, kein Einzelkampf.
4. Routinen statt Schnellschuss
Leitfäden, Checklisten, „Buddy-Reads“ vor Veröffentlichungen – simple Routinen machen Haltung alltagstauglich.
Mein persönliches Highlight
Die Mischung. Echtes Interesse, ehrliche Fragen, Humor und dann wieder Stille, in der man spürt: Hier passiert gerade wirklich was. Ich liebe Trainings, in denen niemand perfekt sein muss, aber alle bereit sind zu lernen. Genau das hab ich bei Fleurop erlebt.
Danke & Vorfreude
Danke an das Fleurop-Team für euer Vertrauen und die Offenheit, die ihr in den zwei Tagen ganz unterschiedlich gezeigt habt. Danke an Layla Bürk fürs Möglichmachen und die Zeit zusammen in der Hauptstadt – wir ergänzen zwei Perspektiven mit demselben Ziel: Haltung leben, nicht nur drüber sprechen. Und danke an alle, die sich getraut haben, Neues auszuprobieren: Vom kleinen Stern bis zur stillen Diskussion.Und jetzt du?
Wenn du dir für dein Team ähnliche Fragen stellst: „Wie reden wir miteinander? Was fällt uns nicht auf? Welche Routinen würden uns helfen?“ Lass uns quatschen! Es braucht keine perfekte Ausgangslage. Es braucht Bereitschaft & Neugier. Den Rest bauen wir gemeinsam. Schritt für Schritt, Wort für Wort.






